Es war ein Ausflug in die Zukunft der modernen Kulturpilz-Produktion: Im Rahmen der 75. Jahrestagung des BDC besichtigten rund 140 Kulturpilzanbauer und Interessierte den neuen Betrieb der Pilzkulturen Wesjohann GbR in Schwaigern. Nach einer Einführung von Geschäftsführer Dr. Torben Kruse gab es spannende Einblicke und kulinarische Pilzleckereien.
50 Tonnen Champignons pro Woche verlassen die neue Produktionsstätte von Pilzland im baden-württembergischen Schwaigern. Eine Größenordnung, die ohne moderne Technik nicht zu erreichen ist. Wie dies aussieht, davon konnten sich die Teilnehmer:innen der 75. Jahrestagung am 30. September 2023 einen persönlichen Eindruck vor Ort verschaffen. Dr. Torben Kruse hatte bereits am Vortag einen theoretischen Überblick gegeben, was die Gäste erwartete – und neugierig gemacht auf die moderne Technik.
Mit dem neuen, nun fünften Zuchtbetrieb in Schwaigern produziert Pilzland insgesamt rund 490-500 t Champignons pro Woche, davon sind rund 8 Prozent EU-Bio-Qualität. In Niedersachen wird mit circa 240 t fast die Hälfte der pro Woche geernteten Champignons kultiviert, darüber hinaus in Bayern und in Brandenburg. Neben den weißen und braunen Champignons umfasst das Sortiment auch Edelpilze wie Austernpilze, Shiitake, Kräuterseitlinge und Pfifferlinge.
Sortiment versus Automatisierung
Mit dem großen Sortiment kommt man ganz klar dem Wunsch der Verbraucher und des Handels nach Vielfalt nach. Dies hat jedoch in der Produktion ihren Preis. Gezeigt wurden auch weitere Entwicklungen im Bereich Pflücken mit Robotern, diese sind aber noch nicht praxistauglich.
Und so erfolgt die Ernte auch im Betrieb in Schwaigern weiterhin von Hand, vielmehr von zwei Händen. Für die Pflückerinnen ist dies hier allerdings sehr rückenschonend. Sie ernten die Champignons an kippbaren Kulturbeeten, aufrecht in einem Ernteband stehend. Das System mit fünf übereinanderstehenden kippbaren Regalen von GTL Europe ermöglicht, dass die Pflückerinnen die Ernteposition am Beet mit einem Remote controller selbst steuern.
Ernte mit modernster Technik
Die Pflückerinnen stehen auf Erntebändern am Regal und legen die Pilze auf ein Förderband, das die Pilze zum Wiegen und Abpacken weitertransportiert. Die Champignons gelangen über ein Transportsystem in die temperierte Verpackungshalle, dort erfolgt das genaue und vollautomatisierte Abwiegen und Verpacken in Schalen und Kisten. Lediglich eine Mitarbeiterin ist erforderlich für das Nachlegen oder Entfernen von Pilzen, wenn das Gewicht der Schale nicht ganz korrekt ist.
Das sofortige Herunterkühlen der Champignons nach der Ernte hält das empfindliche Produkt frisch. Nachdem sie mithilfe modernster Technik foliert und kommissioniert wurden, gelangen die Pilze mit dem eigenen Fuhrpark unter Einhaltung der Kühlkette zu den Kunden.
Geschlossener Rohstoffkreislauf
In dem neuen Pilzland-Betrieb werden – wie in den anderen auch – nur eigens produzierte Rohstoffe verwendet. 1.500 t Champignonsubstrat liefert die hauseigene Produktion im niedersächsischen Hogenböden und versorgt damit die komplette eigene Zucht. An allen fünf Standorten bezieht das Unternehmen Wärme und Strom aus Biogasanlagen. Oder es wird Biogas bezogen, um mit eigenen Blockheizkraftwerken Strom und Wärme zu produzieren. Strom kommt zusätzlich aus eigenen Photovoltaik-Anlagen.
Dr. Kruse betonte, dass eine nachhaltige Produktionsweise zu den Zielen von Pilzland gehört. Dazu zählen die regionale und CO2-neutrale Energieversorgung aus nachwachsenden Rohstoffen sowie der geschlossene Rohstoffkreislauf – von der Strohernte über die Herstellung des Champignonsubstrates bis zur Wiederverwendung des Champosts auf landwirtschaftlichen Flächen. „Wir produzieren vor Ort für unsere Kunden. Und das alles aus einer Hand“, berichtete der Geschäftsführer.
Von der hohen Qualität der Champignons konnten sich die Besucher:innen des neuen Pilzland-Betriebes direkt vor Ort überzeugen. Von klassisch gebratenen Champignons mit verschiedenen Soßen bis zu Champignons in Balsamico und kleinen Pilz-Tartelettes war alles dabei – sehr zur Freude der Gäste. Und darüber hinaus ein perfekter Abschluss der 75. Jahrestagung.