Pilzanbau in der Schweiz: Massiver Preisdruck macht Produzenten zu schaffen

Pilzanbau_Schweiz

Der Preisdruck durch günstigere Importe belastet nicht nur die deutschen Pilzproduzenten. Auch in der Schweiz ringen die Anbauer um Marktanteile ihrer Produkte. Auf der Jahrestagung des BDC in Leipzig Ende September 2025 berichtete Nicole Badertscher vom Verband der Schweizer Pilzproduzenten (VSP) über die aktuellen Herausforderungen im Nachbarland.

Zunehmende Importe bei Champignons

Schweizer Produzenten sind laut Badertscher mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, unter anderem Personalmangel, hohen Personalkosten sowie teuren Produktionsmitteln und Energiekosten. Darüber hinaus machen den Produzenten vor allem die steigenden Importe im Speisepilzsektor zu schaffen, insbesondere bei Champignons. Wie die VSP-Geschäftsführerin in Leipzig berichtete, besitzen die Schweizer Pilzanbauer mit 62 Prozent etwas weniger als zwei Drittel der Marktanteile. Entsprechend hoch ist der Anteil der Importe, der in 2024 gut über einem Dittel (38 Prozent) lag. Deutlich erkennbar war die Steigerung der importierten Champignonmenge seit dem Markteintritt von ALDI im Jahr 2005. Lag der Import-Anteil in 2005 noch bei rund 1.000 Tonnen, stieg er sukzessive auf 4.774 Tonnen im Jahr 2024. Die Schweizer Anbauer produzierten im vergangenen Jahr 7.834 Tonnen Champignons.

Mehr Edelpilze aus Schweizer Produktion

Bei den Edelpilzen sieht die Situation nach Auskunft von Badertscher anders aus. Seit 2019 produzieren die Mitgliedsbetriebe des VSP jedes Jahr mehr Edelpilze: Von 378 Tonnen stieg die Menge auf insgesamt 534 Tonnen in 2024 an. Bei den in der Schweiz beliebten Kräuterseitlingen erhöhte sich die Menge von 206 Tonnen in 2023 auf 218 Tonnen in 2024, die Importe gingen dagegen im gleichen Zeitraum von 63 Tonnen auf 30 Tonnen zurück. Ähnlich war es bei den Austernseitlingen. Nur bei Shiitake erhöhte sich neben der Eigenproduktion auch die importierte Menge. Alle in der Schweiz produzierten Edelpilze werden im Einzelhandel unter dem Label „Bio Suisse“ vermarktet.

Tiefpreisstrategien im Detailhandel

Die größten Lebensmittel-Einzelhändler in der Schweiz sind Migros und Coop mit Jahresumsätzen von 13 beziehungsweise 12 Milliarden CHF. Ihr Sortiment im Pilzsektor umfasst Schweizer Champignons (bio und konventionell), Schweizer Bio-Edelpilze, darüber hinaus auch Import-Champignons. Das gleiche Sortiment bieten auch ALDI und Lidl, Letzterer ist seit 2009 in der Schweiz. Zusätzlich können die Konsumenten bei den beiden Discountern auch importierte konventionell erzeugte Edelpilze kaufen.

Seit dem Markteintritt der beiden deutschen Discounter ist der Anteil der Schweizer Champignon-Produktion laut Geschäftsführerin zurückgegangen. Die massiven Tiefpreisstrategien der Discounter, die mittlerweile auch von anderen Händlern übernommen wurden, haben dies verstärkt. So sind konventionelle Import-Champignons bei Discountern und den größten Schweizer Detailhändlern bereits ab 0,40 Franken pro Kilogramm erhältlich.

Frische, Aussehen und Herkunftsland wichtig

Rund 1,5 Kilogramm Zuchtpilze verzehrten die Schweizer pro Kopf im Jahr 2024. Nach Auskunft der VSP-Geschäftsführerin ist die Schweiz weltweit sogar das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum von Bio-Lebensmitteln. Beim Kauf von Pilzen legen die Schweizer Konsumenten laut einer Umfrage Wert auf Frische, Aussehen und das Herkunftsland. So seien kurze Transportwege, die Unterstützung von Schweizer Bauern, hohe Qualität sowie Nachhaltigkeit und „aus der Region“ die wichtigsten Gründe beim Kauf von Schweizer Produkten

Für die Verbraucher ist es laut Badertscher jedoch zunehmend schwierig, sich in der „Labelwelt“ zurechtzufinden und zu erkennen, woher die Pilze kommen. Entsprechend wichtig ist dem VSP, die Marke „Schweizer Pilze“ weiter zu etablieren. Die politischen Rahmenbedingungen machen es dem Verband nach Auskunft der Expertin jedoch nicht leicht: „Die Speisepilzproduktion gehört zwar zur Landwirtschaft. Die Produzenten erhalten aber keine Investitionsförderung, keine Direktzahlungen und keinen Grenzschutz und sie müssen darum kämpfen, dass sie nicht vergessen werden.“, sagte sie in Leipzig. Lediglich im Rahmen der landwirtschaftlichen Absatzförderung würden für Marketing-Maßnahmen 230.000 bis 260.000 CHF bereitgestellt.

Ziel: Bekanntheit von Schweizer Pilzen steigern

Der 1938 gegründete Verband mit seinen heute 12 Mitgliedern setzt nach Auskunft seiner Geschäftsführerin insbesondere darauf, die Konsumenten für die Marke „Schweizer Pilze“ zu sensibilisieren und deren Bekanntheit zu steigern. Dazu wurde der Gesamtauftritt in 2024 erneuert, inklusive der Webseite und der Verbandszeitschrift CHAMP, die einmal pro Jahr erscheint. Der Instagram-Kanal hat aktuell rund 2.700 Follower. Darüber hinaus betreibt der Verband Medienarbeit, bietet Rezepte auf den Verpackungen an, schaltet Anzeigen, ist bei der PR-Arbeit aktiv, mit Foodständen unterwegs und bietet Verköstigungen an. Knappe Mittel bedeuten jedoch auch hier eine knappe Reichweite. Und: Das Bedürfnis der Schweizerinnen und Schweizer nach einer pflanzenbasierten Ernährung wächst zwar, insbesondere bei den Jüngeren. Gleichzeitig stieg jedoch auch der Fleischkonsum in dem knapp 9-Millionen-Einwohner-Land, sagte Badertscher.

Weitere Informationen: Internetseite „Schweizer Pilze“ (https://www.schweizer-pilze.ch/de/)

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