Die Themen Verpackung und Recycling sind aktueller denn je. Als Hersteller flexibler Verpackungs- und Etikettenlösungen kennt sich Saica Flex – der neue Goldsponsor des BDC – in diesen Bereichen sehr gut aus. Im Interview mit dem BDC informierten Holger Jentschke (Key Account Manager Deutschland) und Jonathan Bostock (regionaler Vertriebsdirektor) über das Unternehmen und seine Lösungen für Champignon-Produzenten.
BDC: Erst einmal herzlich willkommen und vielen Dank an Saica Flex für die Unterstützung. Was macht das Unternehmen genau und was war der Grund für das Sponsoring?
Jentschke: Saica Flex ist der jüngste von vier Unternehmensbereichen der Saica-Gruppe, einem spanischen, familiengeführten Unternehmen mit über 10.000 Mitarbeitern an elf Standorten in Europa, Großbritannien und den USA. Der Ursprung des 1943 gegründeten Unternehmens liegt in der Recycling- und Papier-Industrie. Saica Natur sammelt Papierabfälle, daraus wird bei Saica Paper recyceltes Papier hergestellt, welches Saica Pack wiederum zu Kartonagen verarbeitet. Saica Flex stellt seit 2015 flexible Verpackungen und Etikettenlösungen her. Hierunter ist alles zusammengefasst, was nicht Kartonagen sind. Aktuell verfügt Saica Flex über zehn Produktionsstandorte in Westeuropa mit einem Notfall-Backup in allen Prozessen. Der Fokus liegt ganz klar auf nachhaltigen Verpackungslösungen. Dafür steht eine breite Palette an Herstellungsverfahren zur Verfügung. Außerdem verfügen wir über alle notwendigen Zertifizierungen, zum Beispiel BRC, ISO14001 und Sedex.
Mit unserem Hybrid-Schlauchbeutel oder auch Flow Wrap, einer Verpackungslösung für frische Champignons, konnten wir in Großbritannien innerhalb von 18 Monaten einen Marktanteil von rund 70 Prozent erzielen. Deutschland ist für uns ein neuer Markt, hier möchten wir unser Produkt und unsere Leistungen nun auch etablieren.
BDC: Wo sind Saica-Flex-Produkte bereits etabliert?
Bostock: Die Produktpalette von Saica-Flex umfasst Verpackungen für den Non-Food- und Food-Bereich wie Süßwaren, Snacks, Getränke und natürlich frische Produkte wie Champignons. Darüber hinaus haben wir ein großes Portfolio an Etiketten beziehungsweise Labels, wie selbstklebende Etiketten, Wrap Around, Tag Labels und Mehrweg-Banderolen. Saica Flex beliefert Kunden in allen Europäischen Ländern und ist dort fest etabliert. Mit unseren Frischeprodukten haben wir uns in den letzten Jahren auf Länder konzentriert, deren Verbot von PVC-Verpackungen kurz bevorstand. Der deutschsprachige Raum gehörte bisher nicht dazu, daher sind wir hier noch nicht so fest etabliert. Dies möchten wir natürlich ändern. Ähnlich wie in anderen Ländern, möchten wir unseren Kunden die Umstellung auf PVC-freie Verpackungen mit unserer Erfahrung erleichtern und alternative Ansätze wie etwa unseren Hybrid-Schlauchbeutel vorstellen.
BDC: Was ist das Besondere an dem Hybrid-Schlauchbeutel Flow Wrap? Und wie unterscheidet sich diese Verpackung von den herkömmlichen?
Jentschke: Der Flow Wrap ist eine OPP-Folie, die von der Rolle über die Schale gelegt und anschließend im Boden und an den Enden verschweißt wird. Die Folie ist zweifach perforiert: Auf der Oberseite der Schale mit kleinen Löchern durch eine Heißnadelperforation, an den Seiten mit gestanzten Löchern mit einem größeren Durchmesser. Diese Hybridperforation ermöglicht einen Luftstrom durch die Verpackung. Die kleineren Löcher auf der Oberseite verringern zudem die Gefahr einer Kontamination. Alles zusammen verlängert die Haltbarkeit um durchschnittlich zwei Tage gegenüber einer konventionellen, unperforierten Verpackung.
Die herkömmlichen PE- oder PVC-Schrumpffolien liegen oft sehr eng an den Pilzen an, wodurch Druckstellen entstehen. Der Schlauchbeutel bietet den Pilzen dagegen genügend Platz in der Schale und schützt sie vor Verfärbungen. Natürlich bietet der Schlauchbeutel nur so viel Platz, um ein Herausfallen aus der Schale zu vermeiden. Insgesamt ist zudem weniger Folie erforderlich, da die Schale nicht mehrfach umwickelt oder umgeschlagen wird. Die Folien reißen nicht so schnell und bekommen nicht so leicht Löcher.
BDC: Wie sieht das Etikett beim Flow Wrap aus?
Jentschke: Es gibt keins. Im Vergleich zu herkömmlichen Etiketten wird die Folie bedruckt. Bisherige Etiketten bieten Platz für die notwendigsten Informationen. Mit dem Einsatz des Flow Wraps können individuelle Designs und deutlich mehr Informationen gedruckt werden, mit dem sich Betriebe vom Wettbewerb abheben können. Die kleineren Perforationen an der Oberseite beeinträchtigen das Design kaum. Insgesamt wirkt das Produkt sauberer und ordentlicher im Vergleich zu PVC- oder PE-Schrumpffolien.
BDC: Können die Betriebe vorhandene Verpackungslinien nutzen? Welche Kosten fallen an?
Bostock: Nein, vorhandene Maschinen können leider nicht genutzt werden, da es sich um ein anderes Verpackungssystem handelt. Flow Wrap-Maschinen sind jedoch keine Seltenheit, sondern gehören zu den meistgenutzten Maschinen in der Verpackungswelt. Verschiedene Hersteller bieten diese ab circa 60.000 EUR an. Gebrauchte Maschinen sind natürlich günstiger zu beziehen. Natürlich handelt es sich um eine nicht unerhebliche Investition, bringt aber, wie gesagt, viele Vorteile und mehr Sicherheit bei der Haltbarkeit mit sich. Das kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Unsere Kunden berichten beispielsweise von Produktivitätssteigerungen von bis zu 20 Prozent auf der Verpackungslinie sowie von einer Verringerung der Nacharbeit von durchschnittlich 3-5 Prozent auf unter 1 Prozent. Nicht zu vergessen sind die möglichen Einsparungen durch eine Reduzierung der Materialdicken durch die zunehmend geforderten Umweltschutzmaßnahmen.
BDC: Wie berücksichtigt Saica Flex die geplanten Anforderungen der neuen EU-Verpackungsverordnung bezüglich der Reduzierung von Verpackungsabfällen, insbesondere bei Kunststoffen?
Jentschke: Der zu Beginn beschriebene Kreislauf in unseren Unternehmensbereichen erlaubt es uns, jährlich 3,6 Millionen Tonnen Abfall zu sammeln und zu recyceln. Die Kreislaufwirtschaft ist sozusagen unsere DNA. Unser System des “Flow Wrap” ermöglicht eine Reduzierung des Verpackungsgewichts um bis zu 10 Prozent. Zudem ist eine Umstellung der Kunststoffschalen auf Karton bei gleichen Haltbarkeitsmerkmalen möglich, was wiederum Kunststoff reduziert. Auch die Ziele der EU und Einzelhändler, PVC-Schrumpffolien aus der Lieferkette zu entfernen, werden erfüllt. Unsere gesamte Unternehmensphilosophie ist auf einer langfristigen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Vision begründet.
Bostock: Die geplanten Anforderungen der neuen EU-Verpackungsverordnung haben wir selbstverständlich im Blick. Unsere Experten, wie Ibon Aznar in Spanien, verfolgen alle EU- und Länderentscheidungen bezüglich Verpackungen genau und stehen als Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung, auch für Fragen unserer Kunden.
BDC: Wie kann Saica Flex die BDC-Mitglieder bei der Umsetzung dieser Änderungen unterstützen?
Jentschke: Saica Flex ist ein familiengeführtes Unternehmen mit Konzernstrukturen und einer umfassenden Expertise im Bereich der flexiblen Verpackungen. Neben unseren Produkten haben Kunden einen einzigartigen Zugang zum Know how der Abfallsammel- und Verwertungsindustrie über den Geschäftsbereich Saica Nature. Unsere Kunden in Deutschland erhalten eine deutschsprachige Betreuung durch mich. Gleichzeitig profitieren sie von dem Wissen und der Erfahrung aller vier Unternehmensgruppen.
BDC: Gibt es noch etwas, das Sie den BDC-Mitgliedern mitteilen möchten? Wenn ja, was?
Bostock: Interessierte Betriebe sind herzlich eingeladen, uns im kommenden Jahr auf der Fruit Logistica in Berlin vom 7.-9. Februar 2024 zu besuchen. Wir werden dort zwar nicht mit einem Stand vertreten sein, stehen aber für Gespräche sehr gerne zur Verfügung. Außerdem werden wir auf der „Packaging Innovations“ im NEC in Birmingham vom 21.-22. Februar 2024 sowie auf der Fruit Attraction in Madrid vom 8.-10. Oktober 2024 ausstellen. Wir freuen uns über alle Unternehmen, die Interesse haben, uns kennenzulernen. Unser Ziel ist eine langfristige Kundenbindung, ähnlich einem Joint Venture.
Jentschke: Wir freuen uns, unsere Produkte interessierten Unternehmen vorzustellen und den Wandel zu PVC-freien Verpackungen zu unterstützen. Für Fragen stehen wir selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung.
BDC: Herr Bostock, Herr Jentschke, wir danken Ihnen beiden für das Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute.
Das Gespräch führte Heike Stommel für den BDC.