„Wir müssen reden.“ – Diese einfache wie kurze Botschaft bleibt als Fazit eines spannenden Austauschs mit usbekischen Agrarexperten, die Pilzbotschafter Peter Marseille Ende August in der Leichlinger Champignonzucht begrüßen durfte. Die Delegation, die überwiegend aus Mitgliedern des Landwirtschaftsministeriums Usbekistan bestand, war auf Weg nach Brüssel. Dort wollte sie für einen höheren Absatz ihrer Kulturspeisepilze in der EU werben.
Rund 4.200 Kilometer Luftlinie oder knapp 6 Stunden Flugzeit – so weit entfernt ist Usbekistan von Deutschland. Ein Land in Zentralasien, das bis 1991 noch zur Sowjetunion gehörte, und das sich seit 2016/17 im Zuge von Wirtschaftsreformen zunehmend dem globalen Markt öffnet. Die intensivsten Handelsbeziehungen pflegte Usbekistan mit China und Russland. Doch seit dem Krieg in Russland sind die Exporte in den größten Staat der Welt stark eingeschränkt. Dass das weit entfernte Usbekistan nach Alternativen sucht, liegt auf der Hand.
Höherer Absatz in der EU angestrebt
Eine Möglichkeit sollen verstärkte Absatzmöglichkeiten in die EU sein, etwa bei Kulturspeisepilzen. Zu diesem Zweck machte sich eine hochrangige 12-köpfige Delegation aus dem usbekischen Landwirtschaftsministerium Ende August 2023 auf den Weg nach Brüssel. Auf ihrem Weg dorthin besuchten sie Pilzbotschafter Peter Marseille, und informierten sich über den Anbau von Kulturspeisepilzen in der Leichlinger Champignonzucht und in Deutschland allgemein.
Im persönlichen Gespräch wurden einige interessante Punkte diskutiert und deutlich – etwa, das Erstaunen der Delegationsmitglieder darüber, dass der Selbstversorgungsgrad bei Speisepilzen in Deutschland nur bei rund 50 Prozent liegt und dass es in Deutschland keine Subventionen für die Pilzproduzenten gibt. Über den usbekischen Pilzanbau war zu erfahren, dass ab Herbst die Produktion etwa um die Hälfte heruntergefahren wird, da ab dann Waldpilze gesammelt und vermarktet werden. Interessant war auch, so Peter Marseille, dass in Usbekistan fast die gleichen Sorten wie in Deutschland angebaut werden – „nur mit unglaublich niedrigen Arbeitslöhnen“.
Austausch von enormer Bedeutung
„Wir müssen uns warm anziehen, wenn wir da mithalten wollen“, sagt Marseille. Daher ist er auch der Meinung, dass ein Austausch über die Grenzen hinaus von enormer Wichtigkeit ist. Er erinnert an die Touren, die der BDC früher regelmäßig unternommen hat, unter anderem nach Kalifornien, Kanada, Irland, Teneriffa oder die Türkei. „20 Mitglieder fuhren immer mit. Das war sehr interessant. Zum einen, um etwas über die Produktion zu erfahren. Zum anderen aber auch, um herauszufinden, ob eine Ausdehnung der Produktion geplant war und wie die Ziele hinsichtlich der Vermarktung der Produkte waren – was wiederum auch Auswirkungen auf die eigene Produktion hätte haben können.“
Marseille betonte, wie wichtig es ist, „über den Tellerrand zu schauen“. Er plädiert dafür, sich wieder mehr auszutauschen – untereinander und mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern. Anfangen könnte man zum Beispiel mit einem Besuch in Usbekistan. Eine Einladung hat die Delegation bei ihrem Besuch ausgesprochen. Jetzt gilt es nur noch zu handeln.