Trickreiche Pilze: Bisher unentdeckte Pilzart manipuliert Spinnen

Unentdeckte Pilzart manipuliert Spinnen

Immer wieder gibt es Phänomene in der Natur, die eine besondere Faszination auf den Menschen ausüben. Der sogenannte „Zombiepilz“, Ophiocordyceps unilateralis, der Ameisen in „willenlose Marionetten“ verwandelt, wie hin und wieder zu lesen ist, gehört eindeutig dazu. In Irland haben Forschende 2021 eine neue Pilzart entdeckt, die Ähnliches mit Spinnen macht, berichtet das Reportagemagazin „Geo“ in einer Meldung vom 07.02.2025.

Es war ein Zufallsfund bei Dreharbeiten eines britischen Filmteams der BBC: Eine gut sichtbare Spinne an der Decke einer Höhle, überwuchert von einem Pilz. Außergewöhnlich war nicht die Spinne. Ungewöhnlich war die exponierte Stelle, an der sich die Kleine Höhlenspinne (Metellina merianae) befand. Untersuchungen ergaben, dass sie von einem parasitischen Pilz der Gattung Gibellula befallen war. Dieser schien die Spinne dazu gebracht zu haben, ihr Netz oder ihre Felsspalte zu verlassen und sich an der Höhlendecke zu platzieren – wo sie schließlich starb. So vermuten es die Forschenden. Zu Ehren des berühmten Tierfilmers Sir David Attenborough nannten sie den Pilz Gibellula attenboroughii.

Gibellula attenboroughii nutzt eine ähnliche Strategie wie die ebenfalls parasitischen Ophiocordyceps-Pilze bei Ameisen: Die Sporen infizieren den Wirt, keimen und verbreiten sich im Innern ihres (noch lebenden) Körpers. Der Pilz bringt den Wirt dazu, sich an eine Stelle zu begeben, die für seine optimale Verbreitung sorgt. Dies geschieht über Stoffwechselprodukte, die das zentrale Nervensystem des Wirtes beeinflussen. Sie veranlassen ihn dazu, sich an eine für die Verbreitung des Pilzes optimale Stelle zu begeben, wie auch im Fall der Spinne an der Höhlendecke. Im Lebenszyklus des Pilzes spielt dies eine entscheidende Rolle, denn für das erfolgreiche Wachstum und die Vermehrung des Pilzes sind die Umgebungsbedingungen sehr wichtig – etwa Feuchtigkeit und Temperatur.

Wenn der richtige Platz gefunden wurde, wächst der Pilz weiter, der Wirt stirbt und der Pilz bildet Fruchtkörper, die schließlich erneut Sporen verbreiten. Der Zyklus beginnt von Neuem. Im Fall der Ameise sorgt der parasitäre Pilz Ophiocordyceps unilateralis dafür, dass befallene Ameisen ihre Kolonie verlassen, auf Pflanzen klettern, sich dort an eine geeignete Stelle begeben, und sich mit ihren Mandibeln an einem Blatt oder Zweig festzuklammern oder festzubeißen. Die parasitischen Pilze können auf diese Weise die Dynamik von Insektenpopulationen sowie deren Regulierung beeinflussen. Wissenschaftler vermuten, dass dies von Vorteil sein kann, um das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.

Die komplexen Interaktionen zwischen Pilz und Wirt sind auch von großem Interesse für Forschende verschiedener Disziplinen. Sie erhoffen sich Erkenntnisse, die für Fortschritte unter anderem in der Neurowissenschaft und der Parasitologie führen können.

Quelle: Reportagemagazin „Geo“ vom 07.02.2025: „Zombie-Spinnen“: Bislang unbekannter Pilz manipuliert Achtbeiner“ (https://www.geo.de/natur/tierwelt/-zombie-spinnen—bislang-unbekannter-pilz-ueberwuchert-achtbeiner-35439018.html)
Studie: H.C. Evans, T. Fogg, A.G. Buddie, Y.T. Yeap, J.P.M. Araújo: „The araneopathogenic genus Gibellula (Cordycipitaceae: Hypocreales) in the British Isles, including a new zombie species on orb-weaving cave spiders (Metainae: Tetragnathidae)” ) https://www.fuse-journal.org/images/Issues/Vol15Art7.pdf), Fungal Systematics and Evolution, Volume 15, Juni 2025, S. 153–178

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