Eine weitere Torfreduzierung über den gesamten Gartenbau hinweg, kann nur mit den Betrieben gemeinsam umgesetzt werden und das in realistischen Schritten, das wurde auf der zweitägigen Statustagung zum Thema „Torfminderung im Gartenbau“ der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) am 19. und 20. März 2025 in Berlin deutlich. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir würdigte in seinem Plädoyer, dass der Gartenbau schon weit gekommen sei und dankte Substratherstellern, Gartenbaubetrieben und Handel gleichermaßen. Gleichzeitig drängte er auf weitere Reduktionsschritte und erwähnte bereits geschaffte Errungenschaften. So wurden auch die torffreien Deckerden aus dem Projekt MykoDeck in der Rede erwähnt, leider ohne den Hinweis darauf, dass die Forschung im Folgeprojekt in einem Modell- und Demonstrationsvorhaben noch mindestens bis September 2026 läuft.
Die Politik und die Wissenschaft müssen sensibler mit Ergebnissen aus den Versuchen nach außen umgehen, forderte Dr. Torben Kruse, stellvertretender BDC-Vorsitzende in der anschließenden Breakout Session zum Torfersatz in der Pilzzucht und Gemüsejungpflanzen ein. Es könne nicht sein, dass es nach außen scheine, man könne im Champignonanbau bereits problemlos auf Torf verzichten, dem sei nicht so. Es gibt noch viele zu klärende Fragen und dafür seien die geförderten Projekte auch da. Es geht nicht nur um die Verfügbarkeit von ausreichend Torfersatzstoffen, in guten und gleichbleibenden Qualitäten, um dem Produzenten jederzeit verlässliche Deckerde in den notwendigen Mengen bereit stellen zu können, sondern auch um den einwandfreien hygienischen Zustand der Ersatzstoffe im Sinne der Lebensmittelhygiene, sowie Haftungsfragen bei Schäden in den Pilzkulturen. Immerhin arbeite man mit frischen Lebensmitteln, Sicherheit stehe an erster Stelle.
Tatsächlich wird auch nicht gesehen, dass der Mehrwert der torffreien Pilzproduktion vom Verbraucher getragen wird. Es wird eher auf nicht honorierte Zusatzkosten hinauslaufen, die der Handel und der Verbraucher bisher nicht bereit sind zu tragen. Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen sind schwierig im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit bei hohen Lohn- und Energiekosten in Deutschland und der Verbraucher weist weiterhin eine hohe Sparneigung auf, um den steigenden Lebenserhaltungskosten entgegenzuwirken. Gefordert wurde in der Session abschließend ein runder Tisch mit allen Betroffenen, um realistische Vereinbarungen zu treffen.
An der gesamten Tagung nahmen ungefähr 150 Fachleute aus der Forschung, Entscheidungsträger und weitere Stakeholder teil und tauschten sich über die bereits erzielten Fortschritte und Herausforderungen der Torfreduktion im gesamten Gartenbau und die in den kommenden Jahren erforderliche weitere Entwicklung aus. Einigkeit bestand unter den Teilnehmern, dass die Herausforderungen bei allen erreichten Schritten weiter groß sind. Kritisiert wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion die geringe Anzahl an Praktikern an der Tagung, welche die Ziele am Ende umsetzen sollten. Hier besteht noch Verbesserungsbedarf, da man nicht nur über, sondern mit den Betroffenen sprechen müsse.
Ausblick Koalitionsvertrag der neuen Regierung
Doch wie geht es politisch mit der neuen Regierung nun weiter? Das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz sowie die darin enthaltene Moorschutzstrategie sollen verstetigt werden, verkündet der aktuelle Koalitionsvertrag. Dabei setzt die neue Regierung auf Freiwilligkeit, Anreize und Honorierung von Ökosystemleistungen. In diesem Zuge wird der Verband fordern, eine neue Bewertung der Ziele der Torfminderungsstrategie der alten Bundesregierung durchzuführen. Gemeinsam mit dem Trägerverband ZVG muss auf eine neue Vereinbarung mit allen Beteiligten beschlossen werden, die für alle tragbar und realisierbar ist.