Stimmung der deutschen Kulturpilzbranche auf Rekordtief

Über 100 Teilnehmer*innen haben sich zur dreitägigen Jahrestagung in Eindhoven eingefunden.

Keine Pilze zu Weihnachten? Mit dieser eingängigen Meldung machte der Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e. V. (BDC) anlässlich seiner 74. Jahrestagung in Eindhoven Ende September auf sich aufmerksam. Die aktuelle Lage am Energiemarkt stellt die Branche vor große Herausforderungen, die schon zum Weihnachtgeschäft Konsequenzen nach sich ziehen könnten. „Die Stimmung bei unseren Mitgliedsbetrieben ist so schlecht wie nie“, macht Michael Schattenberg, ehemaliger BDC-Vorsitzender, in seiner letzten Rede deutlich. Der Arbeitsalltag sei zunehmend aufwühlend aufgrund der vielen Probleme, vor denen die Betriebe stehen. „Für viele ist die Lage inzwischen existenzbedrohend“, so Schattenberg weiter. Bereits in wenigen Wochen könnte es daher zu einem Lieferausfall bei frischen Pilzen kommen, betonen die BDC-Vorstands- und Beiratsmitglieder am 29. September 2022 in Eindhoven.

Sie berichten von Produktionsdrosselungen und Betriebsschließungen in Deutschland und den Nachbarländern. Eine unschöne Entwicklung und das so kurz nach den bereits turbulenten Coronajahren. Für die Pilzbranche waren diese zwar ein kleiner Lichtblick, da aufgrund der Lockdowns viele Menschen verstärkt zu Hause kochten und Pilze aus heimischer Produktion gefragt waren. Doch der Lichtblick ist inzwischen längst erloschen. „Nach den Produktionssteigerungen in den Coronajahren verzeichnen wir jetzt hohe Einbußen, auch im Biosegment“, erklärt der ehemalige Vorsitzende. Auch bei den Preisen im Laden sei noch viel Luft nach oben. Denn obwohl ein Mangel drohe und Kostenexplosionen auf allen Ebenen zu spüren seien, kämen Preiserhöhungen beim Endverkäufer nicht im ausreichenden Maß bei den Erzeugern an. Ob die von der Bundesregierung verabschiedeten Maßnahmen wie die Gas- und Strompreisbremse langfristig Entspannung bringen, bleibt abzuwarten. Für den BDC ist klar: Nur ein Energiepreisdeckel für alle Energieträger kann die Branche vor einer breiten Insolvenzwelle retten.

Pilzmarketing in Krisenzeiten

Nicht nur bei den Betrieben macht sich angesichts der Krise Unmut breit, auch der Verbraucher ist zurückhaltender geworden. Ein Dilemma, denn gerade jetzt ist die Branche auf den Kauf heimischer Champignons, Kräuterseitlinge und Co. angewiesen. Was also tun, um diesen anzukurbeln? Für Michael Legrand vom Grünen Medienhaus könnte der Schlüssel im bedarfsgerechten Marketing liegen. Das Grüne Medienhaus betreut seit vielen Jahren die Verbraucherkampagne des BDC und setzt dabei vor allem auf die Genuss- und positiven Gesundheitsaspekte der Pilze. „Auch unsere Kampagne hat sich in der Krisenzeit verändert“, so Legrand. Umso wichtiger müsse es daher sein, jetzt auch kurzfristige Ziele ins Auge zu fassen. „Eventuell kann eine Lösung sein, den Pilz in Krisenzeiten als preiswertes, aber gesundes und sättigendes Produkt neben Fleisch und anderen, teureren Produkten zu platzieren. Zudem sollte man verstärkt auch über die aktuellen Herausforderungen im Pilzanbau aufklären.“ Aber wie bringt man diese Themen an den Verbraucher? Legrand findet nicht, dass es nötig sei, die Ansprache zu ändern. „Die Tonalität der Kampagne sollte weiterhin authentisch, emotional und offen bleiben.“ Eine zentrale Maßnahme sieht er weiterhin in der Verbreitung von Pilzrezepten. Mit Ihnen lasse sich die Kaufzurückhaltung brechen, denn Rezepte geben einen direkten Kaufimpuls im Sinne der Verkaufsförderung. Die Sondermediendienste mit innovativen, vegetarischen Rezepten sowie der Aufklärung über die Rohstoffknappheit in der Pilzbranche, wie sie im Sommer dieses Jahres vom Grünen Medienhaus versendet wurden, sind dabei eindrucksvolle Beispiele für das bedarfsgerechte Marketing der deutschen Kulturpilzbranche in Krisenzeiten. Um schon die Kleinsten von den heimischen Pilzen und ihrem Anbau zu begeistern, hat der BDC beschlossen, die Pilzboxaktion für Schulklassen fortzuführen. Ab sofort wird es eine Ausschreibung im Frühjahr und eine im Herbst geben.

Text: BDC
Bilder: BDC

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