Novellierung der Düngeverordnung stellt Betriebe vor neue Herausforderungen

170 Pilzanbauer und Zulieferer aus acht Nationen nahmen an der 68. Jahreshauptversammlung des BDC teil.

Mit fast 170 Besuchern aus acht Ländern konnte Michael Schattenberg, Vorsitzender des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer e.V. (BDC) zur 68. Jahrestagung vom 5. Bis 7. Oktober 2016 in Würzburg einen neuen Tagungsrekord verzeichnen. Das Vortragsprogramm lockte mit aktuellen Themen und einem Begleitprogramm, das Einblick in einen modernen Produktionsbetrieb am Beispiel Pilzland, Eßleben gab.

170 Pilzanbauer und Zulieferer aus acht Nationen nahmen an der 68. Jahreshauptversammlung des BDC teil.
170 Pilzanbauer und Zulieferer aus acht Nationen nahmen an der 68. Jahreshauptversammlung des BDC teil.

Die Novellierung der Düngeverordnung ist vor allem bei den Champignonanbauern seit vielen Monaten ein brisantes Thema, da das abgeerntete Substrat, der „Champost“, unter die Düngeverordnung fällt. Dr. Peter Oswald, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), informierte die Tagungsteilnehmer über neueste Entwicklungen. So könnte in den Gebieten, in denen der Stickstoffgehalt unter 40g mg/l liegt, die Sperrfrist vom 15. Dezember bis zum 15. Januar reichen. Viele Landwirte verstehen den Champost dank seines hohen Feststoffgehaltes als wertvolles Mittel zur Bodenverbesserung.

Mit den vier Bausteinen Schulpilzprogramm, der Internetseite www.gesunde-pilze.de, den monatlich erscheinenden Presseartikeln zu verschiedenen Themen rund um Speisepilze und die Aktivitäten auf Youtube und Facebook bearbeitet der BDC vier Kommunikationswege mit relativ geringen Etats. Diese Arbeit zeigt mittlerweile deutliche Erfolge, wie Michael Legrand, Grünes Medienhaus (GMH), in Würzburg berichtete. „Der BDC hat die verschiedenen Aktivitäten mittlerweile sehr gut vernetzt. Zum Erfolg der Pressearbeit trägt das Engagement vieler Mitglieder bei, die sich für bestimmte Themenbereiche einsetzen und diese authentisch mit Leben füllen“, erklärte Legrand.

„Champostverarbeitung zu Gemüsesubstrat – Möglichkeiten und Grenzen“, war das Vortragsthema von Piet Mertens, Pull BV. Das niederländische Unternehmen stellt Perlite und Vermiculite für den Gartenbau her. Seit einigen Jahren ist mit „Pull Organic“ ein Substrat auf Basis von Champost für den Gartenbau unter Glas auf dem Markt. Mertens berichtete über erste sehr gute Erfahrungen beim Anbau von Tomaten und Gurken mit diesem Substrat. Probleme gibt es hingegen noch bei der Akzeptanz eines Substrates mit organischen Anteilen bei den Gärtnern, die seit Langem an die Kultur auf inerten Stoffen wie zum Beispiel Steinwolle gewöhnt sind, deren Entsorgung immer aufwendiger wird. Außerdem stellt sich die Frage nach Menschen gefährdenden Keimen. Pull arbeitet intensiv an einer Lösung mit Hilfe einer Kompostierung.

Aufmerksam folgten die Besucher dem Fachprogramm der BDC-Tagung in Würzburg.
Aufmerksam folgten die Besucher dem Fachprogramm der BDC-Tagung in Würzburg.

Frank Cornelissen, vom Technik Experten Limbraco, berichtete in seinem Vortrag über neue Ideen für die Champignonkultur. Klassisch werden Champignons in den Kulturräumen in sechs Lagen angebaut. In Zukunft könnten das Einwachsen des Myzels und die Ernte jedoch in zwei verschiedenen Räumen stattfinden. Nach wie vor ist das Pflücken der Pilze Handarbeit. Diese lässt sich bei der Ein- oder Zweilagenkultur noch effizienter gestalten als bei der klassischen Kulturmethode. Da sich bestehende Anlagen mit wenig Aufwand auf die Zweilagenkultur umrüsten lassen, setzt Cornelissen für die Zukunft auf den Anbau in zwei Etagen.

Über Effizienzsteigerung im Bereich des Wiegens und Verpackens durch moderne Verpackungslinien sprach Ger van Knippenberg, ARCO. Vorteil der modernen Linien sind raffinierte Waagen, die sich innerhalb der eingestellten Toleranzwerte ständig selbst kontrollieren.

Mit „Bewässerung der Champignons im Regalsystem mit Tropfschläuchen“ stellte Dubi Raz von Netafim aus Israel ein für die Pilzanbauer neues System vor. Bislang ist das Sprühen über Kopf die gängige Methode der Bewässerung. Diese hat jedoch den großen Nachteil, dass die Pilze schnell wieder energieaufwendig trocken geheizt werden müssen, um nicht fleckig zu werden. Vorteil der in der Deckerde verlegten Bewässerungsschläuche ist unter anderem eine feinere und kontinuierlicher erfolgende Bewässerung durch Tropfschläuche. Das trägt dazu bei, dass die Qualität der Pilze bei der zweiten und auch der dritten Welle, die bislang als minderwertig galt, erheblich steigt.

„Die Vorträge der 68. BDC-Jahrestagung zeigen, an wie vielen Stellschrauben die Pilzproduzenten drehen können, um ihre Arbeit immer effizienter zu gestalten. Dies ist auch zukünftig im Sinne einer rentablen Produktion vor dem Hintergrund steigender gesetzlicher Anforderungen wichtig“, erklärt Schattenberg.

Sofern die Referenten ihre Vorträge freigegeben haben, können BDC-Mitglieder diese bei der BDC-Geschäftsstelle anfragen.

BDC

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