Mit mehr als 160 angemeldeten Teilnehmern verzeichnete der Bund Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC) im Zentralverband Gartenbau (ZVG) zu seiner 70. Jahrestagung in Bad Zwischenahn einen neuen Teilnehmerrekord. Unter den vielen Gratulanten waren auch ZVG-Präsident Jürgen Mertz und ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer. Franz Schmaus, BDC-Ehrenvorsitzender, eröffnete den Reigen der Fachvorträge mit einem unterhaltsamen Resümee über die vergangenen 70 Jahre der Verbandsarbeit. Dabei wurde deutlich, dass die aktuellen Probleme wie zu niedrige Erlöse für die Pilze bei ständig steigenden Kosten und die Knappheit bei den Arbeitskräften Dauerthemen sind, die den Verband über die Jahre ständig beschäftigen. Dank sehr guter Zusammenarbeit mit dem Dachverband ZVG und der Fachgruppe Gemüsebau gelang es aber immer wieder, schwierige Themen im Sinne der Mitglieder zu lösen.
Michael Legrand, Grünes Medienhaus, Bonn, stellt den Zuhörern jedes Jahr einen Aspekt aus der Öffentlichkeitsarbeit vor. In diesem Jahr konzentrierte er sich auf die klassische Pressearbeit. Journalisten nutzen nicht nur die Meldungen, die im Auftrag des BDC zwölf Mal im Jahr verschickt werden, sondern sie nehmen diese Informationen gern als Einladung und bedienen sich dann aus dem Archiv, das Teil des Angebotes vom Grünen Medienhaus ist. Das Haus ist aus Sicht der BDC mittlerweile die Leit-Agentur, die alle Aktivitäten der Öffentlichkeitsarbeit koordiniert.
Iris Flentje, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, schaffte es, trotz des schwierigen Themas „Was geschieht mit der Familie und dem Betrieb, wenn ich ausfalle?“ ihre Zuhörer in ihrem Bann zu ziehen. Jedes Unternehmen sollte einen Notfallordner haben. Dort sollten wichtige Angaben wie Passwörter, Ablage der Schlüssel und Termine und Fristen hinterlegt sein. „Ein Fremder, der in den Betrieb kommt muss mit Hilfe des Ordners die ersten Tage über die Runden kommen können“, unterstrich Flentje, selbst als Landwirtin auch Unternehmerin, den Stellenwert dieses Ordners. Dazu kommen dann die Verträge, die die eigene Person betreffen, wie zum Beispiel Vorsorgevollmachten, die jeder ab einem Alter von 18 Jahren haben sollte.
Mit „Kältetechnik im Speisepilzanbau“ beschäftigte sich Prof. Dr. Jürgen Hermeler, Fachhochschule Bielefeld, mit einem Thema, das für die Pilzanbauer immer wichtig ist, weil nicht nur das Produkt Pilz gekühlt und frisch gehalten werden muss. Bereits bei der Kultur spielt die Kühlung eine wichtige Rolle für die Fruchtkörperbildung. Weil immer mehr klassische Kühlmittel aus Gründen des Umweltschutzes verboten werden, suchen Techniker und Produzenten nach neuen Wegen. CO2 ist bei vielen Menschen als Kühlmittel bereits positiv belegt, es brennt nicht und es ist nicht giftig. Doch die Arbeit mit dem Gas, das einfach zu produzieren ist, ist energieaufwendiger als mit den herkömmlichen Kühlmitteln. Hier suchen Industrie und Forschung noch nach Auswegen.
Dr. Martin Rühl, Justus-Liebig-Universität Gießen, zog seine Zuhörer bereits im letzten Jahr mit seinem Bericht über aktuelle wissenschaftliche Arbeiten an Pilzen in seinen Bann. Mit den Themen „Mykropotein – Pilze als Proteinlieferanten“ und „Agrocybe aegerita – Ein Kulturspeisepilz in der Forschung“ schaffte es der Wissenschaftler wieder, die volle Aufmerksamkeit des Forums zu bekommen. Dr. Rühl versteht es dabei nicht nur, schwierige Zusammenhänge unterhaltsam darzustellen. Mit Chips aus Pilzproteinen, gewachsen auf Abfallstoffen wie verschiedenen Trester-Arten, konnte jeder Zuhörer eine schmackhafte Kostprobe selbst testen.
Joachim Wulfers, Emstek, stellte abschließend seinen Bio-Champignon-Betrieb in der Nähe von Cloppenburg vor. Dort endete mit der samstäglichen Betriebsbesichtigung die 70. BDC-Jahrestagung bei den gastfreundlichen Niedersachsen. Zur nächsten 71. Tagung lädt der BDC vom 10. bis 12. Oktober ins thüringische Heilbad Heiligenstadt ein.
Text/Bilder: BDC