Betriebsbericht: Monaghan Mushrooms in Laichingen

Weiße und braune Champignons von der Alb

Wer sich mit dem Auto auf der A 8 von Ulm in Richtung Stuttgart begibt, der streift ungefähr nach rund 30 Kilometern die kleine Stadt Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Auch wenn das Städtchen nicht besonders groß ist, zählt es zu den größten in der näheren Umgebung. Zu den knapp 11.800 Einwohnern gesellen sich seit 2013 circa 100 t Champignons pro Woche. Die dort natürlich nicht dauerhaft bleiben, sondern ein neues Zuhause in Supermärkten und Discountern in der Umgebung finden. Produziert werden die weißen und braunen Hutträger von der Firma Monaghan Mushrooms, die in Laichingen in einem ehemaligen Schlachthof einen Standort gefunden hat.

Die Champignons von der Schwäbischen Alb wachsen in Kisten heran.

Wie der Name schon verrät: Monaghan Mushrooms hat seine Wurzeln nicht in Deutschland. Gegründet wurde das Unternehmen 1981 in Monaghan, Irland, von Ronnie Wilson, einem ehemaligen Lehrer, der sich irgendwann dem Pilzanbau verschrieben hat. Seit den 1980er-Jahren ist das Unternehmen stetig weitergewachsen und kann heute auf mehr als ein Dutzend Betriebe in Irland, Großbritannien, Holland, Deutschland und sogar Kanada blicken. Dabei werden von Monaghan Mushrooms nicht nur die Pilze für den Verzehr produziert, sondern auch der Kompost für die eigene Produktion hergestellt.

Auch der schwäbische Standort wird mit dem Kompost aus eigener Produktion versorgt. Dabei wachsen die Pilze aus Laichingen in Kisten heran. Der Fokus des irischen Unternehmens liegt klar auf weißen und braunen Champignons. „Ronnie Wilson hat sich schon von Beginn an nur auf Champignons spezialisiert. Allerdings kaufen wir auch Kräuterseitlinge, Austernpilze und Shiitake zu, weil unsere Kunden diese Anforderungen an uns stellen“, erklärt Susanne R. Knobloch, Senior Commercial Managerin -DACH- bei Monaghan Mushrooms in Deutschland.

Rund 150 Mitarbeiter*innen, in erster Linie aus Polen, pflücken die Pilze.

Sauber gepflückt ist gut geerntet

Insgesamt verbringen die Pilze rund 14 Tage auf der Schwäbischen Alb, bis sie an die Kunden ausgeliefert werden. In dieser Zeit werden die Champignons in zwei Wellen geerntet. „Unsere besten Pflücker kommen auf knapp 60 kg pro Stunde“, erzählt Patrick Hoffeins, Betriebsleiter am Standort Laichingen. Eine beachtliche Leistung, die einer intensiven Einarbeitung bedarf – schließlich ist die Technik bei dieser Arbeit das A und O. „Neue Mitarbeiter bekommen bei uns ein zweitägiges Theorieseminar, dem dann nochmal ein vierwöchiges praktisches Training folgt“, so Hoffeins.

Monaghan ist es wichtig, die Arbeitskräfte für die Pilzproduktion zu begeistern und sie länger an das Unternehmen zu binden. In der Regel sind die rund 150 Mitarbeiter neun Wochen vor Ort und gehen dann für vier Wochen in ihre Heimat, hauptsächlich Polen, zurück. „Die Fluktuation ist teils dennoch sehr hoch, da einige diese Arbeit in Deutschland als Sprungbrett nutzen“, erklärt Patrick Hoffeins.

Monaghan Mushrooms in Laichingen produziert ausschließlich weiße und braune Champignons.

Helfende Hände – auch während Corona

Die Corona-Pandemie hat vielen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betrieben – vor allem im Hinblick auf die Arbeitskräftesituation – ordentlich zugesetzt. Wer Arbeiter aus anderen Ländern beschäftigt, musste in diesem Jahr bangen, dass diese zur Ernte in Deutschland bleiben beziehungsweise überhaupt nach Deutschland einreisen dürfen. „Der Lockdown kam zu einem Zeitpunkt, wo wir absoluten Produktionsspitzen hatten. Wir waren auf jede helfende Hand angewiesen. Deswegen haben wir gleich zu Anfang mit all unseren Arbeitern gesprochen und gefragt, ob sie hier bleiben würden. Und zum Glück haben sich fast alle dafür entschieden, da sie wussten, dass in ihrem Heimatland erstmal eine Quarantäne auf sie wartet“, betont Susanne R. Knobloch. Ein Großteil der Arbeitskräfte blieb bis Juni, was produktionstechnisch eine große Hilfe war. Die Nachfrage stieg in der Zeit des Lockdowns nach gesunden und vitaminreichen Produkten bei Obst und Gemüse, so auch nach Champignons, die von Natur aus einen hohen Vitamin D Anteil haben. „Wir hatten punktuell bis zu 100 Prozent mehr Nachfragevolumen. Das war allerdings auch eine große Herausforderung, da man aufgrund des Wachstumsprozesses der Pilze und auch der Personalkapazitäten nicht auf Knopfdruck Pilze produzieren kann. Da wir international agieren, konnten wir die hohe Nachfrage mit Importen aus unseren Betrieben in den anderen Ländern kompensieren“, berichtet Knobloch.

Direkt vermarktet

Zu den Hauptabnehmern zählen die großen Lebensmittelhandelsketten. Täglich verlassen LKWs den schwäbischen Standort, um die Großkunden in Deutschland mit frischen Champignons zu versorgen.

Privatkunden haben nun seit August auch einmal wöchentlich die Möglichkeit, ihre Pilze direkt in Laichingen zu kaufen. Der Ansporn kam von den Verbrauchern selbst. „Seit gut zwei Jahren öffnen wir unsere Türen für Besuchergruppen. Und da kam immer mal wieder die Frage nach einem Direktverkauf auf. Wir haben uns das zu Herzen genommen und testen unseren Hofverkauf ab jetzt wöchentlich für zwei Stunden aus. Wir sind mal gespannt, wie sich das entwickeln wird“, erzählt die Managerin lachend.

Patrick Hoffeins ist Werksleiter am Standort Laichingen. Besucher haben seit zwei Jahren die Möglichkeit, den Betrieb zu besichtigen und in die Produktion von Kulturchampignons reinzuschnuppern.

Der Kundenwunsch hört allerdings nicht beim Direktverkauf auf, denn auch die Art und Weise des Anbaus stehen heute auf Verbraucherseite ganz oben auf der Prioritätenliste. Vor zwei Jahren hat sich Monaghan Mushrooms deshalb entschieden den Bioanbau in Laichingen zu starten. Allerdings übersteigt bis heute die Nachfrage an konventionellen Pilzen noch immer die von Biopilzen. „Der Bioanteil vom gesamten Pilzumsatz beträgt circa acht bis zehn Prozent. Wir mussten uns also entscheiden, in welche Richtung es weitergehen soll. Und bei den Zahlen fiel diese erstmal gegen den Bioanbau in Laichingen“, so Susanne Knobloch. Heute werden die Biopilze in Holland produziert. Die Managerin schließt allerdings nicht aus, dass Bio nicht doch irgendwann in Zukunft auch für den Standort Laichingen wieder eine Rolle spielen wird.

Text + Bilder: BDC

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